Henry T.Laurency
Eine Einführung in seine WerkeEinführung in Laurency
Professor Whittaker hat es so ausgedrückt:
„Wir wissen, daß es etwas gibt, was wir Materie nennen, wissen aber nicht, was das ist; wir wissen, daß sie sich bewegt, aber nicht warum sie es tut, und dies ist die Summe all unseres Wissens.“
Dies ist wahr. Die Wissenschaft kann die Fragen „was“ und „warum“ nicht beantworten, was bereits Newton erkannte. Um sich von den Beweisen für diese allzu beschämende Unwissenheit zu befreien, versuchen moderne Philosophen, alle Wirklichkeitsbegriffe auszumustern und bezeichnen gerade diese als Fiktionen!
Die Menschheit ist schon so lange mit derart vielen religiösen, philosophischen, wissenschaftlichen und in den letzten Jahrzehnten auch okkulten Versuchen, das Dasein zu erklären, gefüttert worden, daß die meisten Leute sich weigern, das wirkliche Wissen zu studieren, wenn dieses angeboten wird. Sie sind damit zufrieden, nur die für sie sichtbare Welt zu erforschen. Ein allgemeiner Zweifel daran, daß es eine andere Wirklichkeit gibt, breitet sich immer mehr aus.
Für die Gelehrtenwelt von heute kennzeichnend ist die Verachtung für alles, was wir von den Vorfahren ererbt haben, als ob alle bis jetzt von der Menschheit gemachten Erfahrungen vernunftlos und lebensuntauglich wären.
Die wissenschaftliche Forschung ist innerhalb ihrer begrenzten Gebiete weit gekommen, aber nur die Elite unter den Wissenschaftlern beginnt zu ahnen, wie wenig die Menschheit über das Ganze weiß.
Was wissen die Geologen von den beiden Kontinenten Lemurien und Atlantis, welche nun auf dem Boden des Stillen und des Atlantischen Ozeans liegen, und was wissen die Frühgeschichtler von der Zivilisation dieser Kontinente?
Was wissen die Archäologen von Kulturen, die uns zeitmäßig viel näher liegen als die erwähnten: Über die indische Kultur von vor etwa 50.000 Jahren, über die ägyptische von vor etwa 40.000 Jahren, über die peruanische von vor etwa 15.000 Jahren oder auch nur über die altgriechische von vor etwa 12.000 Jahren?
Was wissen die Gelehrten von den verschiedenen geheimen Wissensorden, die es in vielen Ländern gegeben hat? Was wissen sie über den Orden, welcher von Vyasa in Indien vor 45.000 Jahren gegründet wurde, oder über denjenigen, der von Hermes Trismegistos in Ägypten vor etwa 40.000 Jahren, über jenen, welcher vom ersten Zoroaster in Persien vor etwa 30.000 Jahren oder jenen, der von Pythagoras vor nur 2700 Jahren gegründet wurde?
Was wissen die Paläontologen vom Alter der Menschheit, daß es seit 21 Millionen Jahren vollentwickelte Menschen auf unserem Planeten gibt? Was wissen die Gelehrten vom Dasein, vom Bau des Universums, von anderen Materiearten und anderen Welten als der physischen, davon, daß es ein fünftes Naturreich gibt? Was wissen diese Gelehrten über das Weiterleben des Individuums, nachdem es seinen abgenutzten Organismus verlassen hat?
Was sie vielleicht an diesbezüglichem Wissen aufschnappen konnten, ist so verdreht, daß es am ehesten als wilder Aberglaube betrachtet werden kann.
Aus der Sicht des Abendlandes bedeutet der Gedanke, daß Wissen geheimgehalten werden müsse, etwas beinahe Empörendes oder jedenfalls Abstoßendes und daher wird eher vermutet, daß man es hier mit „geistiger Quacksalberei von Scharlatanen“ zu tun habe.
Dagegen sehen die Inder ohne weiteres ein, daß dies notwendig ist. Sie haben jahrtausendelange Erfahrung damit, daß man nicht „Perlen vor die Säue werfen“ darf und sie tun es auch nicht.
Und dies aus den einfachen Gründen, daß für ein genaues Verständnis wesentliche Voraussetzungen notwendig sind, sowie daß jedes Wissen, welches Macht verleiht, von allen mißbraucht wird, welche imstande sind, Macht eigennützig zu gebrauchen.
Innerhalb der esoterischen Orden war Glaube nicht gestattet.
Dort handelte es sich darum, zu begreifen und zu verstehen, nicht zu glauben. Im niedrigsten Grad mußten sie lernen, zwischen Glauben und Annahme zu unterscheiden. Glaube ist die absolute und verstockte Überzeugung des Gefühls, unzugänglich für Berichtigung und Vernunft. Jeder Einzelne hat sein Gläubchen an nahezu jede beliebige Absurdität. Und dies deshalb, weil dem Menschen die Möglichkeit zu wirklichem Wissen, zu etwas anderem als endgültig festgestellten Tatsachen in der sichtbaren Welt fehlt. Annahme dagegen ist etwas bis auf weiteres, bis man erfahren hat; sie ist Vernunftargumenten gegenüber zugänglich und wünscht Berichtigung. Autoritäten mögen gerne auf den verschiedenen Gebieten des Lebens gelten. Deren Annahmen stellen jedoch keine letzte Instanz für den gesunden Menschenverstand dar, welcher, obgleich für jeden Einzelnen verschieden (der synthetische Lebensinstinkt des Individuums, durch die Inkarnationen erworben), doch die höchste Vernunft ist, die zu entwickeln jeder anstreben soll.
Während der letzten zweitausend Jahre hat zwischen verschiedenen Idiologien ein unablässiger Kampf getobt, ein Kampf zwischen Theologie und Philosophie, Theologie und Wissenschaft, Philosophie und Wissenschaft.
In der Geschichte der europäischen Philosophie kommt hauptsächlich der Kampf zwischen Theologie und Philosophie zum Vorschein. In diesem Kampf hat die Theologie so gut wie immer Unterstützung durch die politischen Machthaber bekommen. Die Philosophie hat sich mit unsäglicher Mühe und Millionen von Märtyrern Schritt für Schritt zu Denkfreiheit und Redefreiheit vorkämpfen müssen, zu Toleranz und Menschlichkeit. Dieser Gewinn wird nun von der marxistischen Idiologie bedroht, welche dem Individuum verbietet, anders zu denken, als die Machthaber bestimmen. Dieses ist die neue Denktyrannei. Daß mit dieser neuen Art von Idiotisierung die mentale Entwicklung gehemmt wird, dürften auch einfache Geister einsehen können.
Mit Galilei begann der Kampf zwischen Theologie und Wissenschaft, und er dauert immer noch an.
Der Streit zwischen Philosophie und Wissenschaft ist zumindest bis auf weiteres abgeblasen worden, nachdem die Philosophen entweder definitiv Agnostiker geworden sind, die Möglichkeit leugnend, überphysische Tatsachen festzustellen, oder Antimetaphysiker, das Bestehen überphysischer Wirklichkeit leugnend.
In Indien gibt es viele Arten von Yogis.
Die höchste Art ist niemandem außer besonders Eingeweihten bekannt. Die Yogis, welche die Abendländer kennenlernen, gehören in der Regel zur Ramakrishnamission. Sie lehren die Sankhya- und Vedantaphilosophie nach Ramakrishnas Anweisung. Die höchsten Yogis sind Eingeweihte und geben ihr Wissen nur an einige wenige auserwählte Schüler unter strengstem Gelübde des Schweigens weiter.
Sie betrachten alle Abendländer als Barbaren und sehen es als eine Entweihung des Wissens an, etwas für diese unwissenden, unverbesserlich skeptischen, höhnisch und stolz überlegenen Neugierigen zu offenbaren, welche Wissen mißbrauchen, nachdem sie glauben, es verstanden zu haben und welche darüber hinaus ihr gesamtes Wissen in den Dienst der Barbarei und zur Verfügung von Gangstern stellen.
Die Einstellung der Inder zum Leben ist der der Abendländer genau entgegengesetzt. Während die physische Welt für den Abendländer die einzige ist, die es gibt, so ist die überphysische Wirklichkeit für den Inder die wesentliche. Es sind die feinstofflichen Welten, welche den materiellen Ursprung für physische Materie bilden, auch sind die Ursachen der Naturprozesse in diesen höheren Welten zu finden.
Der wirkliche Yogi, der mit seinen Experimenten Erfolg gehabt hat, hat Organe entwickelt, die bei anderen noch unentwickelt sind, die aber in der Zukunft organisiert und belebt werden sollen; Organe, welche die Erforschung höherer Molekülarten ermöglichen, einer Reihe von immer höheren Aggregatzuständen, weit jenseits der Möglichkeiten der Kernphysik.
Von diesen Anlagen haben die Abendländer keine Ahnung, und ihre gewaltigen Autoritäten lehnen mit Spott und Verachtung den Gedanken an derartige Möglichkeiten ab. Sie haben nämlich die große Fähigkeit, etwas zu beurteilen, wovon sie nichts wissen.